Predigt zum Konfirmationsgottesdienst
Predigt zum Konfirmationsgottesdienst am 20.Juni 21 in Hugsweier und Langenwinkel von Pfarrer Axel Malter
Liebe Konfis, liebe Gemeinde,
5G ist im Kommen!
Die Telekom arbeitet daran, es kann also noch dauern. Das 5G-Netz ist im Kommen!
Wir in der Kirche haben es allerdings schon! Und so funktioniert 5G bei uns in der Kirche:
Das erste G steht für Glaube. Denn darum geht es bei uns in der Kirche: um den Glauben. Wenn wir sagen: „Ich glaube an …“, dann geht es darum, auf wen oder auf was wir im Leben unser volles Vertrauen setzen. Nachher wollen wir das Glaubensbekenntnis miteinander sprechen. Dreimal heißt es dort: Ich glaube an… : „Ich glaube an Gott den Vater“, „Ich glaube an Jesus Christus“ und „Ich glaube an den Heiligen Geist.“ – Es ist der Glaube an den dreieinigen Gott, zu dem wir uns da miteinander bekennen. Ich glaube an den dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. - Das heißt: Ich vertraue mich und mein Leben diesem Gott an. Ich gehe das Bündnis mit ihm ein, das er mir anbietet. – Das äußere Zeichen für ein Bündnis mit Gott, das ist die Taufe.
Heute sagt Ihr, liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, Euer eigenes „Ja“ zu diesem Bund mit Gott. – Als Ihr getauft wurdet, da haben Eltern und Paten stellvertretend für Euch „Ja“ gesagt. Dieses stellvertretende „Ja“, das konnte aber nur ein vorläufiges „Ja“ sein. – Es war klar: Irgendwann werdet Ihr selber groß, irgendwann sagt Ihr selber „Ja“ oder „Nein“ zu einem Leben im Bund mit Gott. – Denn irgendwann nehmt Ihr Euer Leben immer mehr selbst in die Hand und übernehmt selbst die Verantwortung. Und es ist klar: Irgendwann ist auch Gott nicht mehr zufrieden mit einem stellvertretenden „Ja“ der Eltern und Paten. Irgendwann klopft er bei Euch selber an und fragt: „Was willst denn Du? Wie stehst Du zu mir? Du bist mein Geschöpf, ich habe Dich unendlich lieb. Und ich möchte gerne von Dir wissen: Hast Du mich auch lieb? – Mein Ja zu Dir steht felsenfest. Sagst Du auch „Ja“ zu mir?“ - Damit bin ich beim zweiten G: Glaube ist immer Ganz persönlich. – Bitte versteht das nicht falsch: Der Glaube ist nie privat. Das meinen ja viele: „Der Glaube ist meine Privatsache, das geht niemanden was an.“ – Falsch! - Der Glaube an Jesus Christus bleibt nie privat. Er wirkt sich aus im Leben, er wirkt sich aus auf unser Fühlen und Denken, auf unser Reden und Handeln. Darum ist Glaube nie Privatsache. Aber er ist immer Ganz persönlich, weil es eben um unsere ganz persönliche Beziehung mit Gott geht. Zur Ganz persönlichen Beziehung mit Gott gehören die beiden nächsten Gs, das dritte und das vierte: Gottes Wort und Gebet. Beziehung funktioniert nur durch Kommunikation: Wo Freunde oder Paare nicht mehr miteinander reden, da stirbt die Beziehung ab. – So ist das auch bei unserer Beziehung mit Gott. Wo keine Kommunikation mehr stattfindet, da wird die Beziehung leblos und stirbt am Ende. Die gute Nachricht lautet: Kommunikation mit Gott ist möglich: Gott redet zu uns am klarsten und am deutlichsten mit den Worten der Bibel. Nur sehr selten hören Menschen Gottes Wort direkt als eine Stimme vom Himmel und nur selten erscheint ihnen Gott im Traum. Und wenn das geschieht, dann sind die Menschen meistens unsicher, ob das nun wirklich Gott war – oder eben nur ein Traum … oder eine Einbildung. – Darum: Wenn Ihr Gott zu Euch reden lassen wollt, dann haltet Euch an Gottes Wort aus der Bibel. Nun ist die Bibel ein dickes Buch und vieles versteht man nicht gleich beim ersten Lesen. Das soll Euch aber nicht frustrieren. So ist es schon vor 500 Jahren Martin Luther gegangen. Du der hat darüber folgendes gesagt: „Ich lese die Bibel wie wenn ich meinen Apfelbaum ernte: Ich schüttle ihn und was runterkommt und reif ist, das nehme ich. Das andere lasse ich noch hängen.“ – Und ein andermal sagt er: „Wenn ich eine Stelle in der Bibel nicht verstehe, ziehe ich den Hut und gehe vorüber.“ Fangt also einfach an, in der Bibel zu lesen, und ärgerte Euch nicht, wenn Ihr etwas nicht versteht, sondern freut euch, wo Ihr etwas versteht und wo Ihr merkt: Da spricht mich etwas an. – Da spricht mich jemand an. Da höre ich Gottes Wort. – Besonders bewährt hat sich für den Anfang, in einem der Evangelien zu lesen. Da versteht man viel und ist ganz beim Zentrum unseres Glaubens als Christen, nämlich bei Jesus Christus. Gottes Wort also ist das dritte G. Durch sein Wort aus der Bibel spricht Gott mit uns. Das vierte G ist das Gebet: Mit unserem Gebet sprechen wir Gott an. Damit ist es ein Teil der Kommunikation, die für unsre Ganz persönliche Beziehung zu Jesus im Glauben lebenswichtig ist.
Zum Gebet noch einmal Martin Luther, er sagt: „Beten heißt, Gott den Sack vor die Füße werfen.“ – „Beten heißt, Gott den Sack vor die Füße werfen.“ – Was auch immer drin ist in diesem Sack: Sorgen und Leid und Kummer kann drin sein in dem Gebet, das wir Gott vor die Füße werfen. Oder aber es ist Freude und Lob und Dank darin. Oder viele, viele Bitten und Anliegen, die wir haben, wenn wir auf uns selbst sehen oder auf unsere Mitmenschen oder auf die große Weltenlage. – Es gibt nichts, womit wir Gott nicht kommen dürften im Gebet. Selbst mit Zweifeln und Anklagen dürfen wir ihm kommen. – Alles ist besser als aufhören zu beten.
Ob nun mit einem lauten Freudenschrei oder mit einem leisen Seufzer: Werft im Gebet Gott den Sack vor die Füße! Jeden Tag, immer wenn Euch danach ist und egal wo Ihr Euch gerade befindet: daheim oder in der Schule, auf dem Rad oder im Bus, im Bett oder auf dem Sportplatz. – Es hat mich tatsächlich mal jemand gefragt, ob man auch auf dem Klo beten kann oder ob sich das doch eher nicht gehört. Und ich habe mit voller Überzeugung gesagt: Man kann überall beten! Denn Gott ist immer nur ein Gebet weit entfernt von uns.
Gottes Wort und das Gebet: daraus besteht die Kommunikation in unserer Ganz persönlichen Beziehung des Glaubens an Jesus. Habt Ihr sie gehört, die vier Gs, die ich bisher genannt habe: Glauben, Ganz persönlich, Gottes Wort und Gebet? Das fünfte G ist die Gemeinschaft oder auch die Gemeinde. Wenn man junge Leute fragt, was sie an Gottesdiensten stört, dann kommt neben den typischen Beschwerden über alte Lieder, lange Predigten und ungemütliche Sitzmöbel oft auch: „dass es blöd ist, wenn so wenig Leute da sind.“ Es macht einfach mehr Spaß mit mehr Leuten! Da kommt mehr Stimmung auf, das motiviert mehr. Und das ist ja auch das Schöne an Festgottesdiensten, dass da eben meistens viele Leute da sind. Da klingt der Gesang voller als sonst. Und das gemeinsam gesprochene Glaubensbekenntnis, der Psalm oder das Vater unser, das hat eine ganz andere Wirkung, wenn da viele Stimmen mitsprechen.
„Allein geht der Glaube ein.“, so heißt eine Redensart zum Thema „Gemeinschaft“. Und wenn man Christen fragt, die in Ländern wohnen, wo es lebensgefährlich ist, getauft zu sein und sich im Namen von Jesus zu versammeln, wenn man sie fragt, was ihnen am meisten zu schaffen macht, dann kommt oft die Antwort: „Es ist die Einsamkeit. Das Alleinsein mit meinem Glauben. Ich kann zwar beten und in der Bibel lesen, heimlich,
ganz für mich alleine, wenn mich niemand sieht. Aber ich kann meinen Glauben nicht teilen mit anderen, ich kann mich nicht treffen zum gemeinsam Singen, Beten, Bibellesen und darüber Sprechen. Das fehlt mir am meisten.“ - Die Bestärkung und die Ermutigung, die davon ausgeht, dass da andere sind, die meinen Glauben teilen, das ist eine ganz wichtige Hilfe für den Glauben.
Glaube und Gemeinde gehören zusammen. Gemeinschaft macht den Glauben stark.
Jesus hat ja auch nicht nur vereinzelte Jünger berufen, sondern eine Gemeinschaft von Jüngern hat er ins Leben gerufen. Menschenfischer sollten sie werden. Er hat seine Jünger ausgeschickt, noch mehr Menschen zu finden, die ihm nachfolgen. Ein ganzes Netz sollten sie knüpfen: ein 5G-Beziehungsnetz zwischen Gott und den Menschen. „Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen“ heißt es im apostolischen Glaubensbekenntnis. Das bedeutet nun nicht, dass alle, die in die Kirche gehen, perfekt und fehlerlos wären! Ganz und gar nicht. Die lieben Mitchristen können manchmal sogar ziemliche Mistchristen sein. Was unsere Gemeinschaft stark macht, und was sie heilig macht, das ist nicht unser nobler Charakter oder unser untadeliger Lebenswandel. Sondern das ist der Kontakt mit Jesus. Es ist die Tatsache, dass Jesus mitten unter uns ist, wenn wir uns
in seinem Namen versammeln, auch jetzt und hier und heute. Das ist das Besondere. Das ist es, was unsere Gemeinschaft heiligt und unseren Glauben stärkt. Es ist die Zusage, dass Jesus mitten unter uns ist, unsichtbar zwar, aber trotzdem lebendig und machtvoll, liebevoll und heilsam. Die Gegenwart von Jesus Christus, wo wir uns versammeln in seinem Namen, die macht den Glauben stark. – Konfirmation heißt ja auf deutsch „Bestärkung“. Darum, liebe Konfirmandinnen und liebe Konfirmanden, schreibt Euch auch das fünfte G hinter die Ohren. In der Gemeinschaft im Namen von Jesus, zum Beispiel im Gottesdienst (- ups, das war ja G Nummer sechs -) wird der Glaube gestärkt. Darum sucht diese Gemeinschaft weiterhin und sucht sie regelmäßig! – Das stärkt dann übrigens nicht nur Euren Glauben, sondern auch den der anderen, die sich ja zum Gottesdienst versammeln. – Euer Kommen oder Wegbleiben stärkt oder schwächt nicht nur Euch und Euren Glauben, sondern auch den Glauben der ganzen Gemeinde.
5G, liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, das ist also mehr als ein ultimativ leistungsfähiger Mobilfunk. - 5G, das steht auch für einen ultimativ starken Glauben, der durch Gottes Wort und durchs Gebet eine Ganz persönliche Beziehung ist zu Jesus Christus ist und der sich durch die Gemeinschaft der Heiligen stärken lässt und diese Gemeinschaft seinerseits stärkt. – Amen