Predigt zum Nachlesen

28. März 2021 – Palmsonntag, Hebräer 11, 1+2+12, 1-3;  Predigt von Diakon i.R. Reinhard Losch.

Liebe Gemeinde, im Moment wird unser Leben sehr stark durch Zahlen dominiert. In sehr vielen Nachrichtensendungen wird über den Inzidenzwert berichtet. Und nach diesem Wert richtet sich das öffentliche Leben. Auch wir als Kirchengemeinde sind davon betroffen. So können nicht sehr viele Gottesdienstbesucher zur Zeit in die Kirche. In der Kirche muss der Abstand eingehalten werden. Das Singen, das doch zum Gottesdienst gehört, darf nur in großer Instanz erfolgen. Die Masken müssen auch in der Kirche getragen werden. Das und noch viel mehr dient dazu, dass wir uns möglichst nicht anstecken. Erstaunlich, wie Zahlen im Moment das Leben beherrschen. Kann man auch unseren Glauben messen? Ich höre die ersten Aufschreie:

Man kann doch den Glauben nicht messen! Dafür gibt es doch keine Messlatte - und es ist immer gefährlich, wenn Menschen meinen, sie könnten den Glauben bei anderen messen. Der Glaube ist immer unterschiedlich weil uns Gott nicht vorschreibt, dass alle einen Glaubensstil haben müssen - denn Gott hat uns als Original geschaffen und will nicht, dass wir eine Kopie eines anderen werden. Wie kann man denn Glauben definieren? Hier gibt uns der heutige Predigttext eine Antwort: T e x t l e s u n g

Da hören wir: "ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht". Da haben wir es doch: "Zweifel verboten"! Und da fallen uns Superchristen ein, die von sich behaupten, nie zu zweifeln. Da fühle ich mich richtig klein. Denn ich habe sie doch, meine Zweifel, auch wenn ich irgendwie glauben will. Ich erinnre mich an viele Gespräche in der Jugendarbeit. Immer wieder kam das Gespräch auf die Zweifel, die gerade als junger Mensch natürlich sind. Für mich war es immer wichtig, deutlich zu sagen: Zweifel gehören zum Glauben dazu. Wer nicht zweifelt, der glaubt auch nicht! Der Zweifel ist ein Begleiter des Glaubens! Doch muss alles, was ich mit meinem Verstand nicht begreifen kann, deshalb auch nicht richtig, nicht wahr sein?

Es gibt so vieles auf Erden, was wir mit unserem Verstand nicht begreifen. Und trotzdem ist es da! Man muss sich auch an Gottes Wort reiben dürfen. Und auch an dem, was das Leben so mit sich bringt. Aber wenn ich glaube, dann lass ich auch das eine Wirklichkeit sein, worauf ich hoffe. Oder besser gesagt: Worauf Jesus mich hoffen lässt. Worauf mir Jesus den Mund wässrig gemacht hat, weil ER es mir versprochen hat. In erster Linie: Dass Jesus wiederkommen und die Welt in Ordnung bringen wird. Besser gesagt: Eine neue Welt schafft. Gottes neue Welt. Ohne Leid, ohne Krankheit, ohne Tod, ohne Schmerz. Ohne Sünde, ohne Trennung von Gott. Ein ewiges Leben - ganz nah an Gott. Darauf hoffen wir Christen doch. und auch darauf, dass wir Gottes Liebe, Gnade und Barmherzigkeit schon hier auf dieser Erde erfahren. Ein Traum? Eine Illusion? Nein, Glaube glaubt: Das ist die Wirklichkeit! Auch wenn mich die Fragen plagen, wenn der Zweifel aufkommt. Das darf ich wissen: Ich bin nicht der Erste, der glaubt - ich darf mich umgeben wissen von einer Wolke von Zeugen, die auch schon lange vor mir an diesen Gott geglaubt hat.

D i e   B i b e l   z ä h l t   e i n e   M e n g e   v o n   b i b l i s c h e n    Z e u g e n    a u f. Dabei sind auch Menschen, denen man das nicht zutraut, wie zum Beispiel Rahab, die eine Prostituierte war, die sogar im Stammbaum von Jesus vorkommt. Auch wenn wir einmal an die Menschen, die lange vor uns waren, denken: Bestimmt waren da auch bekennende Christen dabei. Wie viele Großmütter haben auch versucht, die biblischen Geschichten ihren Enkeln nah zu bringen. Es waren bestimmt auch Pfarrer/Pfarrerinnen dabei, die zu der Wolke der Zeugen gehören, die zum Glauben ermutigt haben. Jesus gehört dazu. Der Weg ans Kreuz hat Jesus auch Glauben abverlangt. Nämlich das Vertrauen, dass Gott einlösen wird, was ER versprochen hat: "Nach drei tagen wirst DU auferstehen." Nein, mit dem Kreuz und Sterben macht man keinen Spaß. Sondern es kam darauf an, dass die Hoffnung und der Glaube von Jesus Wirklichkeit geworden sind. Darum ist Jesus der Vollender. Mit IHM steht und fällt alles, was ich hoffe. Mit Jesus steht und fällt, ob ich dabei bin. Und was zählt, ist mein Glaube, nicht alles, was ich an Gutes tue. SEINE Gnade gilt auch mir. Und oft habe ich SEIN Wirken in meinem Leben erfahren können, was ich oft nicht als SEIN Wirken wahrnehme. Dafür öffnet ER mir immer wieder die Augen, was dazu führt, dass ich IHM immer danken kann. Nein, Glaube kann ich nicht messen. Muss ich auch nicht. Glaube kann ich nur wagen. in einer Reihe mit vielen bekannten und weniger bekannten Zeugen, die mir ein Zeugnis sind, dass es wahr ist. Und im Blick auf Jesus, mit dem alles steht und fällt. Dazu sind Sie und bist Du eingeladen, an dem, der am Palmsonntag in Jerusalem einzog und auch bei Dir einziehen will! Amen

Darum:

Such wer da will, ein ander Ziel, die Seligkeit zu finden, mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu gründen. Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar, sein heil´ger Mund hat Kraft und Grund, all Feind zu überwinden.

Such, wer da will, Nothelfer viel, die uns doch nichts erworben; hier ist der Mann, der helfen kann, bei dem nie was verdorben. Uns wird das heil durch ihn zuteil. Uns macht gerecht der treue Knecht, der für und ist gestorben.

Ach such doch den, lasst alles stehn, die ihr das Heil begehret; er ist der Herr und keiner mehr, der euch das Heil gewähret. Sucht ihn all Stund von Herzensgrund, sucht ihn allein; denn wohl wird sein dem, der ihn herzlich ehret.