Predigt zum Nachlesen

Predigt am 14. So. n. Trinitatis – 05.09.2021 – 1. Thess. 5,14-24 v. Diakon i.R. Reinhard Losch

Liebe Gemeinde,

wir werden heute im Predigtabschnitt hineingenommen in die Ursprünge und Entstehung der ersten christlichen Gemeinden. Auf seinen Missionsreisen quer durch die Türkei und Griechenland predigte Paulus das Evangelium von Jesus Christus, wo sich Möglichkeiten gaben. So war er in Synagogen, in Gasthäusern, auf Marktplätzen, an Flüssen und sogar in Gefängnissen. Es entstanden kleine und größere Gemeinden. Paulus hat den Kontakt nicht abreißen lassen. So entstanden Briefe, die hin und her geschickt wurden. Auch besuchte Paulus sie immer wieder, wenn es die Möglichkeit ergab. Für diejenigen, die zum Glauben an Jesus Christus kamen – es waren meistens Erwachsene – war es oft nicht leicht. So manche Lebensregeln wurden neu bestimmt bis hin zu Fragen der Sitte, der Moral und des Anstandes; denn das ist bis heute geblieben, und jede Verfehlung bei Christen werden gern ausge-schlachtet. Mit seinen Briefen knüpft Paulus an das Ursprüngliche des Evangeliums an. Und er vertieft, wie christliches Leben jetzt konkret aussieht. Da werden Menschen, die in Sachen Gottesdienstbesuch und Frömmigkeit in den zurückliegenden Wochen etwas nachlässig geworden sind, liebevoll erinnert, was die Grundlagen des Glaubens sind. Da werden Gemeindeglieder, die ein wenig den Mut verloren haben, neu aufgebaut. Da werden Menschen ermutigt. Und auch die, die körperlich wie auch geistig schwächer geworden sind, werden mitgetragen. Da werden Menschen, die schon etwas vorpreschen wollen, um etwas Geduld gebeten. Da werden Menschen aufgefordert, nicht aufzurechnen, wer wann etwas falsch gemacht hat, wessen Worte nicht passend waren und wo Menschen unachtsam miteinander umgegangen sind. Obwohl wir heute in einer anderen Zeit leben, sind diese Aufforderungen immer noch aktuell. Auch die Freude, die das Leben prägt, gehört dazu, Freude an Gottes Wort, Freude am Gebet, Lob und Dank an Gott, der uns liebhat, der uns einlädt, SEIN Kind zu sein und auch im Alltag erfahrbar ist. Dann wird kein Stillstand im Glaubensleben entstehen. Ja, wir erleben, wie Gott uns aus der Enge in die Weite führt. Unser Glaubensleben wird dynamisch und lädt andere ein, mit diesem Gott in Kontakt zu treten.

Machen wir doch die Empfehlungen des Paulus konkret: Sprechen wir noch ein Tischgebet – nicht nur zuhause – in der Kantine, im Restaurant, im Schnell-imbiss? Es kann ja bei einem kurzen Innenhalten sein.

Geht unsere Wahrnehmung tiefer und entdecken wir, wie sehr uns Gott gerade im Alltag beiseite steht und uns hilft – auch wenn es durch tiefe Täler geht? Wie viel Unkenntnis über die Bibel gibt es heute. Die Omas von früher gibt es nur noch selten, die ihren Kindern und Enkeln biblische Geschichten erzählten, und die dann über ein Grundwissen verfügen!

Wie sehen unsere Taten der Liebe aus, die wir aus Dankbarkeit Gott gegenüber ausüben? Gott verdeutlicht es uns schon, wer unser Nächster ist. Sicher können wir nicht die ganze Welt retten. Aber ein Stückchen schon!

Wie sieht es mit unserer Fürbitte aus? Gott will gebeten sein – und nicht nur bei uns, sondern ER eröffnet uns den Blick auch für andere. Wir spüren es auch von innen her, wo wir anderen helfen können. Und diese Hilfe ist keine Überforderung. Sie macht unser Leben reicher, fröhlicher, dankbarer.

Die Erfahrung der Gegenwart Gottes ist weitaus mehr, als nur die Erfahrung von etwas Menschlichkeit, Rücksichtnahme und Nächsten-Freundlichkeit. Wenn es uns gelingt, anderen Gutes zu tun, dürfen wir staunend erkennen: Gott selbst war in uns und durch uns am Werk. Was für ein sinnvolles, gehaltvolles Leben, immer wieder tun sich neue Perspektiven auf. Dazu sind wir eingeladen! Amen