Predigt zum Nachlesen

Predigt am 31. Oktober 2021 in Hugsweier zur Gnadenkonfirmation von Diakon i.R. Reinhard Losch

Titus 2,1:

„Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen"

Liebe Gnaden-Konfirmanden, liebe Gemeinde,

als Sie 1951 konfirmiert wurden, waren es gerade mal 6 Jahre nach Kriegsende. In Deutschlang gab es nun 2 Staaten, die BRD und die erst SBZ  und daraus dann die DDR. Erst jetzt beendeten die Alliierten den Kriegszustand mit Deutschland. Der Bundeskanzler Konrad Adenauer machte seinen ersten Staatsbesuch nach dem Krieg in Paris und in London. Dort wurde er sogar vom König empfangen. Man lud die BRD ein, in den neu geschaffenen Gremien mitzuarbeiten. Alles war im Aufbruch begriffen. Auch die Kulturszene blühte wieder auf. Im medizinischen Bereich wurde die Herz-Lungen-Maschine erfunden, die es ermöglichte, dass OP am blutleeren Herz vorgenommen werden konnten. Die Städte und Gemeinden hatten sich auch dadurch verändert, dass jetzt viele Flüchtlinge aus den früheren dt. Ostgebieten aufgenommen werden mussten.

Im Frühjahr 1951 hat Pfarrer Seidel Mädchen und Jungen hier in Hugsweier konfirmiert, wovon nach 14 heute leben und ihr Konfirmationsjubiläum heute feiern können. Die Konfirmationen fanden in einer noch armen Zeit statt. So waren auch die Geschenke, die man erhielt, nur ein Bruchteil von dem, was es heute gibt: Sammeltassen, Taschentücher, Blumen und vielleicht etwas Silber war so das, worüber man sich damals freuen konnte.

Eine große Sorge war nach der Konfirmation: Finde ich eine Lehr-stelle. Die gab es recht wenig. Viele hatten so ihre Träume, die nur selten in Erfüllung gingen. So blieben viele - vor allem Mädchen - zuhause und arbeiteten auf dem Hof oder wo es gerade etwas gab.

Gut war es, dass es die Zigarren- und Zigarettenindustrie hier in der Gegend gab, wo viele eine Arbeit fanden.

Wenn man zurückschaut, da waren viele Mühe, Last und Trauer, Versagen und Schuld. Aber das auch: befreite Erleichterung, und Lebenslust, Erfüllung von lang ersehnten Wünschen und schönen Plänen, tiefe Freude und überwältigendes Glück, ein Mensch, mit dem man sich verband, Kinder, Enkel, Urenkel, die das Leben oft bereichert haben. Heute wird gefeiert! „Wehwechen“ vergessen! Man freut sich mit den Seinen über diesen Tag und über das, was die Zukunft noch bringt. Vielleicht kommt man auch zum Danken! Überraschend viel Grund zur Dankbarkeit gibt es. Es ist doch Gnade! Von Gnadenlosigkeit wissen wir viel. Leistung ist gefragt. Mithalten muss man, sich keine Blöße geben. Aber wir dürfen auch etwas von der Gnade wissen, die uns oft z.B. im Gottesdienst zugesprochen wird! Weil die heilsame Gnade in Jesus allen Menschen erschienen ist, ist uns zugesichert: Da ist EINER für mich, der da zuerst und vor allem gnädig ist!  Der fragt nicht nach Leistung und nach meinem Sparkonto. Bei IHM geht es nicht darum, irgendwelche Fassaden aufrechtzuerhalten. Jesus fragt nicht: Was bringst du? Sondern ER fragt: Was brauchst du? Was hilft dir? Das ist Gnade! Diese Gnade hat Jesus Christus für mich erwirkt, als ER ans Kreuz ging. Als ER mein Versagen und meine Gottesferne auf sich genommen hat. Damit ich befreit leben kann! Deshalb kann ich zu IHM kommen mit meiner Schwäche, meinen Fehlern und meiner Schuld. SEIN JA steht über meinem Leben, und dieses gnädige Jahr gilt. Darauf kann ich mein Lebenshaus bauen. Aus dieser Gnade heraus spricht ER mir Heil und Segen zu. Da kann ich doch jubeln und mit anderen fröhlich sein, gut essen und gesellig die Gläser klingen lassen! So wie es Gott tut mit denen, die an IHN glauben, die die Gnade in Anspruch nehmen und deshalb einmal an SEINER großen Festtafel in der Ewigkeit sitzen werden!   

Amen.